Kaiser-Frazer Special K 511

Foto Maria Niklaus

Maria Niklaus
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Das Verkehrsmuseum hat ein neues Großexponat im Bereich Straßenverkehr. Aber warum ist das ein amerikanischer Straßenkreuzer? Passt das überhaupt in den Sammlungsfokus des Verkehrsmuseums? Und warum steht der Kaiser-Frazer Special K 511 nun am Flughafen?

Seite des DDR-Kfz-Briefs mit Eintrags zu Freytag
Seite des DDR-Kfz-Briefs mit Eintrags zu Freytag

Ganz einfach: Der US-amerikanische Sechssitzer hatte einen prominenten Vorbesitzer: Fritz Freytag (1908–1975), den Chefkonstrukteur und Technischen Direktor des in den 1950er Jahren neu aufgebauten Flugzeugwerks Dresden.

Voderseite des DDR-Kfz-Briefs
Voderseite des DDR-Kfz-Briefs

Freytag war neben dem Generalkonstrukteur Brunolf Baade (1904–1969), sowie Backhaus, Haseloff, Freundel und Wocke wohl einer der bekanntesten Personen des 152-Kollektives. Unter seinen Mitarbeitern in Dresden war Freytags Vorliebe zu amerikanischen Straßenkreuzern bekannt. So soll er oft den Ford Mercury gefahren sein, der für das Projekt „Turbinenauto V 101“ vorgesehen war. Hierbei sollte ein fahrbereiter, repräsentativer Wagen mit einer Kleingasturbine angetrieben werden. Dies entsprach dem Zeitgeist, ähnliche Projekte gab es zu dieser Zeit auch in Frankreich und Amerika.

Der Kaiser-Frazer Special K 511 wurde am 18. Januar 1958 unter dem Kennzeichen RE 52-80 in Dresden offiziell angemeldet.

Kfz-Steuermarken von 1971-1976 mit dem Kennzeichen des dritten Besitzers
Kfz-Steuermarken von 1971-1976 mit dem Kennzeichen des dritten Besitzers

Mit ihrem Sechszylindermotor und einer Kfz-Steuer von 880 Mark pro Jahr war die Limousine im Unterhalt nicht gerade günstig. Ein sehr gut bezahlter Facharbeiter verdiente ungefähr denselben Betrag.

Der Kaiser-Frazer kam bereits 1959 in den Besitz eines Schweißers und fuhr ab dem 23. Februar 1959 im Vogtland mit dem Kennzeichen TA 01-85. Warum Fritz Freytag im Oktober 1960 die Rückkehr in die DDR verweigert wurde, ist unklar. Eine der vielen Geschichten zu seiner „Republikflucht“ führt auf seine Vorliebe für Autos zurück: Freytag wollte angeblich Ersatzteile für sein amerikanisches Fahrzeug, vermutlich einen Ford, in Westberlin besorgen und durfte aufgrund des Republik-Geburtstags nicht mehr einreisen. Daraufhin begann Freytag eine neue Karriere bei der Weser-Flugzeugbau GmbH, die 1961 in den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) aufging.

Der Kaiser-Frazer wechselte in der DDR noch dreimal den Besitzer. 1976 ging er zunächst an einen Kraftfahrer aus Wilkau-Haßlau, 1978 an einen Werkzeugmacher in Lichtentanne und schließlich 1982 an den letzten Vorbesitzer. Dort verblieb der Kaiser-Frazer Special K 511 mehr als 40 Jahre, bevor er 2024 in den Bestand des Verkehrsmuseums Dresden aufgenommen wurde.

Der amerikanische Straßenkreuzer kann nun gemeinsam mit dem letzten erhaltenen Rumpf der 152, Werknummer 11 – dem ersten strahlgetriebenen Verkehrsflugzeug Deutschlands – bei einer Führung am Flughafen Dresden bestaunt werden.

Leider ist nicht genau bekannt, wie die Limousine in die DDR kam. Vielleicht habt Ihr noch Hinweise, dann meldet Euch gerne bei mir!

Seid Ihr besonders an der 152 interessiert? Möchtet Ihr mehr über die Lebensbedingungen der Flugzeugbauer in Dresden erfahren oder weitere Autos bestaunen, die in der DDR gefahren wurden? Dann besucht uns gerne im Verkehrsmuseum. Wir freuen uns auf Euch!

Technische Daten aus DDR-Kfz-Briefs
Technische Daten aus DDR-Kfz-Briefs (1)
Technische Daten aus DDR-Kfz-Briefs
Technische Daten aus DDR-Kfz-Briefs (2)
Technische Daten

 

Baujahr: 1951
Maße (L/B/H): 5.200/1.880/1.600 mm
Leermasse: 1.450 kg
Motor:     Sechszylinder-Viertakt-Ottomotor
Hubraum: 3706 cm³
Leistung: 115 PS (85 kW) bei 3.600 U/min
Sitzplätze:       6
Ursprüngliche Lackierung: zweifarbig „Blau-Beige“

 

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Foto Maria Niklaus

Maria Niklaus

Ich bin seit September 2022 Kustodin für Luftfahrt und Straßenverkehr. Bevor ich das Team des Verkehrsmuseums Dresden verstärkte, war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Stuttgart tätig. Zu meinen Projekten zählten dort u.a. die Erforschung einer technischen Sammlung sowie diverse Lehrveranstaltungen und Ausstellungen. Ich habe Technikgeschichte und Maschinenbau in Stuttgart, Berlin und Toronto studiert. Wenn ich in meiner Freizeit nicht gerade an meiner Dissertation zu den Hintergründen von Kreiselinstrumenten in der Luft- und Raumfahrttechnik forsche, fliege ich am liebsten mit historischen Segelflugzeugen.

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