Ein Modell, das selbst zum Vorbild wird: Der Entwurf für die Baureihe 255

Portrait Maximilian Dümler

Maximilian Dümler
Sammlung Schienenverkehr
Sammlung Schifffahrt

Von kleinen Blechlokomotiven bis zu detailgetreuen Nachbauten bietet die Ausstellung des Verkehrsmuseums Dresden eine Vielzahl von Eisenbahnmodellen. Die meisten orientieren sich bis in ihre Einzelteile an ihren lebensgroßen Vorbildern. Doch es gibt auch Modelle, die selbst zum Vorbild wurden. So wie der Entwurf der Baureihe 255, der in der Sammlung des Verkehrsmuseums erhalten geblieben ist. Er steht sowohl als Zeugnis für die eigenen Entwicklungen des Schnellzugverkehrs in den letzten Jahren der Deutschen Reichsbahn, als auch für den Wandel im Schienenfahrzeugbau im später vereinten Deutschland.

rot-silberne Modelllok
Ein mit den Stromabnehmern bewegtes Dachelement optimiert die Luftwirbel zwischen Lokomotive und darauf folgenden Reisezugwagen.

Das erhaltene Modell der Baureihe 255 entsteht von 1987 bis 1988 als Diplomarbeit des Industriedesigners Gerd Kirchner an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Den Auftrag dazu geben die LEW „Hans Beimler“ Hennigsdorf, die an einer neuen Drehstromlokomotive mit noch unbekannter Geschwindigkeit arbeiten. Für die erwünschten Leistungen beabsichtigt man die Nutzung der neuen Drehstromtechnik. Das dies 1987 für die RGW-Staaten möglich ist, zeigt Škoda mit dem Prototyp 85E0-ATM für die Tschechoslowakischen Staatsbahnen.

rot-silberne Modelllok
Die charakteristischen Sicken, Prägungen zur Versteifung der Seitenwände.

Die geplante Baureihe 255 soll langfristig die Elektrolokomotive der Baureihe 243 im Schnellzugverkehr der Deutschen Reichsbahn ersetzten. Eine Gemeinsamkeit mit ihrem Vorgänger ist am Modell noch sichtbar: Die charakteristischen Sicken, Prägungen zur Versteifung der Seitenwände.

Mit seiner besonders aerodynamischen Gestaltung setzt sich der Entwurf der Baureihe 255 von vielen anderen Schienenfahrzeugen ab, welche das Bild der Eisenbahn in der DDR bestimmen. Die neue Form soll nicht allein den Luftwiderstand reduzieren. Es geht auch darum, Druckstöße bei Zugbegegnungen und die Verschmutzung der Lokomotive zu vermeiden. Dafür testet Gerd Kirchner 12 verschiedene Entwürfe des Lokomotivkopfes im Windkanal Dresden-Klotzsche.

Das Modell erhaltene Modell der Baureihe 255 zeugt über die Arbeitsweise der Formgestalter in der DDR mit Ihrem Design Funktionalität und Wertigkeit Ihrer Produkte zu steigern, unter anderem auch im Schienenverkehrswesen.

rot-weiße Lokomotive mit dem Schriftzug 12X auf Schienen
Die Lokomotive 12X bei Ihrer Vorstellung von AEG Hennigsdorf. Heute steht der Prototyp im Eisenbahnmuseum Weimar.

Mit den wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Umwälzungen der deutschen Wiedervereinigung verändern sich die Rahmenbedingungen für das Projekt. Die LEW Hennigsdorf gehen in der AEG auf. Aufgegriffen werden die Pläne der Baureihe 255 beim Bau der Versuchslokomotive 12X. Sie wird 1994 in Hennigsdorf fertiggestellt und Vorbild für eine neue Serien von Elektrolokomotiven im vereinten Deutschland.

Nach seinem Abschluss arbeitet Gerd Kirchner weiter im Transportation Design und entwirft die Gleisarbeitsfahrzeuge der Gleisbaumechanik Brandenburg wie den GAF 100.

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